Als „Kiebitzinsel“ bezeichnet man eine größere Fläche innerhalb eines Ackers, die für eine Saison nicht mit der Feldfrucht des übrigen Ackers bestellt wird. Wichtig ist, dass Kiebitzinseln dort angelegt wird, wo Kiebitze vorkommen (bekannte Brutflächen) oder vorkommen können. Besonders sinnvoll sind Kiebitzinseln im Bereich von natürlichen Feuchtstellen, denn diese sind beliebte Nahrungsflächen (höherer Bruterfolg) und bringen ohnehin einen geringen Ertrag. In einigen Bundesländern kann die Anlage von Brachen, die Kiebitzinseln entsprechen, bereits gefördert werden.
In Sommerungen wie Mais und Zuckerrübe bieten Kiebitzinseln insbesondere Nahrung und Deckung für Jungvögel aus der Umgebung (dort Gelegeschutz nötig!) und sollten 0,5 bis 2 ha groß sein. In Winterungen stellen sie häufig den einzigen Bereich des Ackers dar, der von Kiebitzen während der gesamten Brutsaison genutzt werden kann (daher Mindestgröße 1,5 ha, besser über 2 ha). Kiebitzinseln sollten von Mitte März bis Mitte Juli nicht befahren und nicht gedüngt werden. Zwischen der letzten Bodenbearbeitung und Mitte Juli sollten zudem keine Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden.
Anlage von Kiebitzinseln in Sommerungen:
- Kein Anbau der Feldfrucht im Frühjahr
- Je nach Standortbedingungen Auslassen der Grundbodenbearbeitung oder Einarbeitung des Pflanzenbestandes bei dichtem Bestand im Winter (z. B. Zwischenfrucht oder dicht wachsende Beikräuter)
- Form: Sollte ein 50 m x 50 m – Quadrat einschließen, das mit seiner Außenkante überall mindestens 20 m von hohen Bäumen, Gehölzgruppen, Straßen und Gebäuden entfernt liegt. Restfläche variabel
Anlage von Kiebitzinseln in Winterungen:
- Grundbodenbearbeitung im Herbst
- Gegebenenfalls weitere Bearbeitungsschritte im Winterhalbjahr, damit im Frühjahr überwiegend Offenboden für die Anlage von Gelegen vorliegt
- Form: Sollte ein 100 m x 100 m – Quadrat einschließen
- Überall mindestens 50 m (besser 100 m) Abstand zu hohen Bäumen, Gehölzgruppen, Straßen und Gebäuden
Zum Weiterlesen: Fallstudie “Kiebitzinseln in Winterungen in Sachsen”
Kiebitzacker
Analog zur Kiebitzinsel können auch ganze Äcker, insbesondere kleinere Schläge, als Schwarzbrache zu sogenannten „Kiebitzäckern“ werden. Die Maßnahme wurde unter
anderem in Tschechien und der Schweiz erfolgreich erprobt. Nach der Brutzeit kann die Fläche mit Bienenweide oder ähnlichen Pflanzen bestellt werden, damit im Sommer Insekten und insektenfressende Vögel von ihr profitieren können.
aktualisiert: 02/2020