Anne Evers & Heike Jeromin

Ein erfolgreicher Ansatz für Landwirte und Naturschützer in Schleswig-Holstein

Das Artenschutzprogramm „Gemeinschaftlicher Wiesenvogelschutz“ wurde im Jahr 1999 von Landwirten und Naturschützern in der Eider-Treene-Sorge-Region (ETS) in Schleswig-Holstein initiiert. Im Programm werden Wiesenvögel auf konventionell bewirtschaftetem Grünland geschützt. Der Ansatz ist ergebnisorientiert und die Teilnahme für Landwirte unkompliziert und einfach gestaltet.   

Ehren- und hauptamtliche Gebietsbetreuer markieren Wiesenvogelgelege und beobachten Familienverbände bis die Küken flügge sind. Gebietsbetreuer und Landwirte vereinbaren gemeinsam angepasste Schutzmaßnahmen. Zu Beginn der Brutsaison umfasst dies z.B. Einschränkungen beim Güllen, später in der Saison vor allem Verzögerungen bei der Mahd. Auf Weideflächen können sensible Bereiche beispielsweise durch einen mobilen Zaun geschützt werden. Für die Maßnahmen werden entsprechend Ausgleichsgelder durch das Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein (MELUND) ausgezahlt.

Anzahl Nester / haEntschädigung
Beeinträchtigung der Frühjahrsarbeitennur 1 Nest150 €
Beeinträchtigung der Frühjahrsarbeiten mehrere Nester350 €
Verzögerte Mahd / Beweidung oder teilweiser Mahdverzicht / Beweidungsverzicht1 Nest, mehrere Nester oder Familien350 €

Sobald die Vögel eine Fläche verlassen haben, kann die Bearbeitung, nach vorheriger Freigabe durch die Gebietsbetreuer, wieder in normaler Weise aufgenommen werden. Alle Vereinbarungen können kurzfristig und flexibel getroffen werden und sind nur für ein Jahr gültig, was die Teilnahme der Landwirte erleichtert. Sämtliche bodenbrütende Wiesenvögel können so geschützt werden, wobei die häufigsten Arten Kiebitz, Uferschnepfe, Brachvogel und Austernfischer sind.

Die enge Zusammenarbeit zwischen Freiwilligen und Landwirt*innen hat über die Jahre ein beidseitiges Vertrauen geschaffen. Das Programm ist heute in der Region weithin bekannt und akzeptiert, sodass zwischen 2007 und 2013 weitere Projektregionen hinzukamen.

Im Jahr 2019 nahmen insgesamt 146 Landwirt*innen am Gemeinschaftlichen Wiesenvogelschutz in Schleswig-Holstein teil. So konnten 966 Wiesenvogelgelege vor landwirtschaftlich bedingten Verlusten geschützt werden.

Der Gemeinschaftliche Wiesenvogelschutz wird seit Beginn an durch eine Effizienzkontrolle begleitet. In dem 431 ha großen Kontrollgebiet wiesen die Revierpaarzahlen des Kiebitzes zwar erhebliche Schwankungen auf, blieben jedoch über die Jahre hinweg konstant. Dabei lag der mittlere Bruterfolg bei 0,5 Jungen/Revier.

Die Bestandstrends, sowie der mittlere Bruterfolg im Kontrollgebiet heben sich deutlich vom bundesweiten Negativtrend ab. Der Gemeinschaftliche Wiesenvogelschutz kann somit, bei entsprechender Gebietseignung, als erfolgreicher Ansatz auf lokaler Ebene angesehen werden.


aktualisiert: 02/2020


Autoren

Anne Evers & Heike Jeromin
Michael-Otto-Institut im NABU, Goosstroot 1, 24861 Bergenhusen
E-Mail: Heike.Jeromin@NABU.de