Wo Kiebitze brüten, kann es notwendig sein, das Gelege für den Bewirtschaftenden mit einer Markierung zu kennzeichnen. Ein großflächiges Ablaufen der Fläche zum Auffinden der Gelege dauert zu lange und verursacht zu viele Störungen. Für die gezielte Suche ist es hilfreich, als Peilpunkte zunächst markante Strukturen im Hintergrund (zum Beispiel einen Baum) und auch am Neststandort (zum Beispiel einen Maulwurfshaufen) aufzuzeichnen oder zu fotografieren. Eine gute Orientierung bieten auch Ackerfurchen. Hilfreich ist es, wenn eine Person den Gelegestandort im Blick behält, während eine zweite Person per Mobiltelefon oder Funkgerät dorthin geführt wird.

Brütende Weibchen sitzen tief. Bei der Nestsuche
kann man Landmarken zum Peilen nutzen. Zeichnung: © NABU/Jan Weinbecker

Effektive Methode zum Auffinden von Nestern mit Hilfe des Smartphones

Mit dieser speziellen Methode und ein wenig Übung können Einzelpersonen auch mehrere Kiebitznester auf einer Fläche schnell und zuverlässig finden und markieren und so die Störung der Vögel auf ein Minimum begrenzen. Dafür werden ein Auto, ein Smartphone und ein Fernglas oder Monokular mit Entfernungsmesser benötigt.

Der/die Nestfinder*in parkt das Auto seitlich zu der Fläche, auf der Kiebitze brüten und macht sich einen Überblick über die Anzahl der Nester. Dann wird das Fenster so eingestellt, dass der Entfernungsmesser in Augenhöhe auf der Scheibenkante abgestützt und stabilisiert werden kann. Die Entfernung zum ersten Kiebitznest wird gemessen.

Abb. 1: Durch das Fernglas wird der brütende Kiebitz fotografiert, die Entfernung in Metern anschließend auf dem Bild im Smartphone notiert.
(Foto: Anuschka Tecker)

Anschließend wird der Neststandort mit rückseitiger Landschaft bis zum Horizont durch das Okular des Entfernungsmessers fotografiert. Dieser Schritt erfordert etwas Übung. Die gemessene Entfernung zum Nest wird mit der Bearbeitungsfunktion direkt auf dem Foto im Smartphone notiert. So werden auch alle weiteren Kiebitznester vom Auto aus dokumentiert. Selbst wenn die Kiebitze nun beim Betreten der Fläche auffliegen, ist der Brutplatz auf dem Foto sichtbar.

Für das Auffinden des ersten Nestes werden nun zwei Landmarken in unterschiedlichen Entfernungsebenen ausgemacht, die in einer Flucht direkt hinter dem Nest zu sehen sind. Das können ein markanter Grasbüschel und ein Zaunpfosten sein (siehe Abbildung) oder auch eine Baumspitze hinter dem Nest und ein Windrad am Horizont. Beim Auffinden des Nestes orientiert man sich nun an dieser Flucht. Liegen die beiden auswählten Landmarken wie auf dem Foto im Smartphone direkt hintereinander, ist man auf dem richtigen Weg. Die auf dem Foto notierte Entfernung kann über die Rückpeilung mit dem Entfernungsmesser zum Auto kontrolliert werden. Stimmen die beiden Parameter Flucht und Entfernung überein, steht man direkt vor dem Nest.

Abb. 2: So könnte der Laufweg auf einem Ackerschlag zum Auffinden von fünf Kiebitznestern aussehen (aus Puhl 2017; © OpenStreetMap-Mitwirkende)

Nachdem das erste Nest gefunden und markiert wurde, ist es nicht notwendig zum Auto zurückzulaufen. Direkt auf der Fläche können die Fluchtpunkte hinter dem nächsten Nest gesucht und mit der Entfernung zum Auto in Einklang gebracht werden. Sogar wenn die gemessene Entfernung falsch ist, können die oft Nester gefunden werden, indem die Fluchtlinie abgeschritten wird.

Diese Methode wurde 2017 mit 220 simulierten Nestern in Entfernungen zwischen 126 und 225 Metern zum Auto getestet. Danach sind die Lokalisierung und das Auffinden eines Nestes in durchschnittlich 6 Minuten möglich. Fünf Nester auf derselben Fläche können in durchschnittlich 30 Minuten gefunden werden (Puhl 2017).

Eine Hilfsfunktion zur Anwendung dieser Methode im Gelände ist auch in der Android-App NestFinder integriert.

QUelle:

Puhl, M. (2017): Eine neue Methode zum Lokalisieren und Auffinden von Watvogelnestern am Beispiel des Kiebitzes (Vanellus vanellus). – Bachelorarbeit am Institut für Landschaftsökologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

Schicksale von Kiebitz-Gelegen erkennen

Geschlüpfte Gelege erkennt man an kleinen Splittern der Eischale in der Nestmulde. Wurde das Gelege von einem Fuchs prädiert, ist die Nestmulde meist völlig leer. Mitunter findet man jedoch in der Nähe Reste der Eier mit typischen Spuren. Sie sind seitlich aufgebissen, manchmal sieht man Spuren der Eckzähne. Bei von Mardern gefressenen Eiern sind das Loch in der Eischale und die Zahnabstände kleiner. Durch Vögel erbeutete Eier haben ein großes, unregelmäßiges Loch oder sind vollständig zerstört, mit sichtbaren Dotterresten. Viehtritt, überfahrene oder bei der Mahd beschädigte Gelege sind anhand der Spuren in der Nestumgebung erkennbar. Wurden Gelege von den Alt-vögeln aufgegeben oder bleiben taube Eier zurück, liegen diese kalt und morgens oft taunass im Nest und wachsen langsam in die Vegetation ein. Diese sollte man im Nest liegen lassen.

Kleine Schalenreste deuten auf Schlupf hin. Zeichnung: © NABU/Jan Weinbecker
Prädierte Eier sind häufig seitlich aufgebrochen. Zeichnung: © NABU/Jan Weinbecker